Liebe

Und da saß sie auf ihrer Bank. Aus irgendeiner nicht einzuschätzenden Ferne drang Musik an ihr Ohr, Musik die für sie bestimmt war. Das fühlte sie. Und sie lauschte den Klängen und entschloss sich, der Musik zu folgen. So stand sie zum ersten Mal seit langem, wie es ihr schien auf und sie ging in Richtung der Musik, doch je näher sie ihr kam umso ferner schien sie und ihr Schritt wurde langsamer, War doch wieder alles nur in ihrem Kopf? Oder war es doch real? Sollte sie noch weitergehen? Auf eine Suche ins Ungewisse?

Ja, sie ging weiter, denn sie hatte beschlossen, den zu finden, der diese Musik für sie spielen ließ. Sie kam ihr so bekannt vor. Sie spürte, dass sie von Herzen kam, und sie verspürte  plötzlich diese Wärme. Diese kannte sie, scheinbar aus einem anderen Leben. Denn obwohl sie wusste, dass sie diese Klänge in der Vergangenheit schon gehört hatte, wollte sie sich nicht daran erinnern. Es war mit so viel Schmerz verbunden gewesen.

Sie wollte nicht mehr verletzt werden. Und dich folgte sie der Musik. Und sie war plötzlich wieder ganz nah, ja sie spürte sie wieder bei sich. Und sie ging schneller. Sie begann zu laufen, sie lief und plötzlich war die Musik direkt in ihr. Es begann zu regnen, überall trafen sie die Tropfen, doch sie schien sie nicht zu spüren. Doch dann war die Musik verschwunden, vorbei. Alles war still. Sie brach zusammen, alles war umsonst. Sie hatte ihn nicht gefunden. Er ist ihr wieder im letzten Moment entschwunden. Sie sitzt auf der Straße, den kopf gebeugt, Tränen fließen über ihre Wangen.

Niemand kann sie sehen, niemand, so denkt sie. Doch da ist dieser eine Schatten, der sie sieht. Und sie fühlt wieder die Kälte. Sie ist völlig durchnässt. Sie steht auf, versucht Halt zu finden. Das Gleichgewicht zu halten auf ihren nachgebenden Beinen. Sie dreht sich um. Dann sieht sie ihn. Obwohl sein Gesicht im Schatten verborgen ist, weiß sie, wer er ist. Sie geht auf ihn zu. Die Wärme kehrt in ihren Körper zurück. Er hebt den Kopf, sie sehen sich in die Augen. In ihrem Kopf sieht sie ihn, wie er sie das erste Mal küsst. Und da ist sie, die Vergangenheit, vor der sie sich so lange gefürchtet hat.

Er macht einen Schritt auf sie zu. Er zögert einen Moment, doch dann schließt er sie in seine Arme. Sie ist zu schwach, ihm jetzt noch auszuweichen. Selbst wenn sie wollte, sie könnte jetzt nicht gehen. Sie umarmt ihn. Sie hält sich an ihm fest, bevor ihre letzten Kräfte sie verlassen. Er trägt sie, trägt sie zur nächsten Station in ihrem Leben. Das Schicksal hat sie wieder zusammengeführt. Er öffnet die Tür.

Als sie aufwacht liegt sie in einem weichen Bett. Er sitzt in einem danebenstehenden Stuhl. Er schläft. Sie sieht ihn an. Lächelt. Das erste Lächeln, seit er aus ihrem Leben verschunden war. Er öffnet die Augen. Sie reicht ihm eine Hand. Zieht ihn zu sich. Der erste Kuss. Die Liebe hat sie wieder. Nebeneinander schlafen sie ein. Der Tag, auf den sie so gehofft hatte, ist gekommen.

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